Ein Jahr Steuerreform

Mit der vor einem Jahr beschlossenen Steuerreform verband US-Präsident Donald Trump große Hoffnungen. Sie sollte Investitionen ankurbeln und neue Jobs schaffen. Und wie nicht anders zu erwarten war: Die politische Auseinandersetzung über die Reform war hoch emotional. Wurde da wirklich Außergewöhnliches geliefert? Oder doch nur ein chaotisches Gesetzeswerk verabschiedet? Mit dieser Diskussion will ich Sie hier verschonen. Diese läuft sowieso entlang der Linien der bekannten politischen Überzeugungen ab – und ist daher ebenso vorhersehbar wie langweilig.

Persönlichen Meinung

Wenn Sie mich nach meiner persönlichen Meinung fragen, halte ich Teile der Kritik für durchaus berechtigt, das Konvolut habe Schlagseite bei der Bevorzugung großer Kapitalgesellschaften.
Die Idee der Republikaner ist dabei – wie immer seit Ronald Reagan – dass sich die Reform durch höheres Wirtschaftswachstum selbst finanziert und sich über den »trickle down«-Effekt als Wohltäter für alle Bürger erweist.
Das ist auch teilweise passiert, aber nur teilweise. Viele der höheren Gewinne wurden und werden wieder nur an die Anleger ausgeschüttet, die ohnehin schon Aktionäre dieser Kapitalgesellschaften sind.

Andererseits:

Auch wenn sich die Steuerreform in den Augen vieler als Gewürge mit Ecken, Kanten und Ungleichgewichten präsentiert, ist es doch extrem positiv, dass sie überhaupt möglich wurde. Und tatsächlich hat die Reform in den vergangenen Monaten die Wirtschaft beflügelt. Im zweiten Quartal wuchs das BIP um 4,2 Prozent, im dritten Quartal betrug das Plus 3,5 Prozent. Für 2018 rechnet die US-Notenbank mit einem Wachstum von 3,6 Prozent. Auch am Arbeitsmarkt läuft es prächtig. Die Arbeitslosigkeit ist auf den tiefsten Stand seit fast 50 Jahren gefallen. 

Industrie als Gewinner

Relativer Gewinner der Reform war bisher die Breite der amerikanischen Industrie, was man schön am Small-Cap Index Russell 2000 sehen kann, der mit Verabschiedung der Steuerreform abgehoben hat. So schlecht konnte das Vertragswerk also nicht sein, wenn der Markt der Menge der kleineren Unternehmen einen Bonus gibt. Auf zehn Prozent erhöhte Gewinnaussichten wird der Effekt der Steuerreform aktuell geschätzt. Dazu muss man wissen: Rund 95 Prozent der US-Unternehmen sind als sogenannte »Pass-throughs« aufgestellt. Das sind inhabergeführte Firmen, deren Einnahmen nach den individuellen Steuersätzen des oder der Gesellschafter besteuert werden. Die Reform sieht für sie spezielle Vergünstigungen vor: Das neue Gesetz erlaubt es solchen Inhabern, bis zu 20 Prozent des Einkommens aus ihrem Business vor der Besteuerung abzuziehen. Das entlastet den Tante-Emma-Laden – aber natürlich auch einen Immobilienkonzern wie die Trump-Organisation. 

Effekt verpufft

Die Frage dürfte nun sein, ob und wie schnell der Effekt der Steuersenkungen wieder verpuffen wird. Zwar haben amerikanische Unternehmen Milliarden aus dem Ausland, insbesondere den Steueroasen, zurückgeholt. Das Geld floss aber kaum in erhoffte Investitionen, sondern eher in Aktienrückkäufe. Profiteur der Steuerreform sind also nicht unbedingt die Beschäftigten, sondern die Anleger.

Zwar beglückten zahllose Firmen ihre Mitarbeiter mit einmaligen Sonderzahlungen. Doch letztlich gaben die Konzerne damit nur einen Mini-Anteil ihrer Gewinne weiter.

Die Löhne und Gehälter in der privaten Wirtschaft haben laut US-Arbeitsministerium 2018 im Jahresvergleich etwa 3,0 Prozent zugelegt. Doch 2017, als die Reform noch gar nicht in Kraft war, fiel der Anstieg mit 2,6 Prozent nur geringfügig niedriger aus.

Steuerreform spielt Aktienbesitzer in die Hände

Klar ist, dass die Steuerreform den Besitzern von Aktien in die Hände gespielt hat. Immerhin: In den USA sind auch normale Arbeitnehmer über ihre 401(k) Konten am Kapitalmarkt beteiligt, insofern kommen die Ausschüttungen der Unternehmen auch bei ihnen an. Andererseits sind viele Amerikaner auch Hausbesitzer und als solche nicht unbedingt glücklich über die Auswirkungen der Steuerreform. Diese begrenzt nämlich steuerliche Abzüge auf Hypothekenzinsen.


Bilanz

Die Bilanz der Steuerreform nach einem Jahr ist also wie immer eine Frage des Standpunktes.
Da ist es doch beruhigend zu wissen, dass zumindest bei einigen Steuern alles beim Alten geblieben ist. Im Bundesstaat Maine gilt nach wie vor die Blaubeersteuer: erhoben wird sie für alle, die Blaubeeren anbauen, vertreiben oder verarbeiten – und zwar in Höhe eines dreiviertel Cents für jedes geerntete Pfund. Die Steuereinnahmen fließen in Forschungsprojekte, um Maine – mit 99 Prozent der US-amerikanischen Blaubeerproduktion einsamer Spitzenreiter – gegenüber den kanadischen Konkurrenten am Blaubeermarkt vorne zu halten.

In diesem Sinne gönne ich mir zum neuen Jahr erst mal ein schönes Stück Blaubeerkuchen – und wünsche Ihnen alles nur erdenklich Gute für 2019!

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