
Straight Flush
Welche Steuern im Casino fällig werden
Neulich las ich einen interessanten Artikel über die »World Series of Poker 2018« in Las Vegas. Als Steuerberaterin bin ich ja eher unverdächtig, einen Hang zum Glücksspiel zu haben. Ich will schließlich, dass meine Mandanten (und ich übrigens auch …) ihr Geld behalten und nicht am Roulette- oder Black-Jack-Tisch verzocken. Aber wenn bei einem Event mehr als 28 Mio. Dollar an Preisgeldern ausgespielt werden, weckt das schon mein Interesse. Vor allem aus steuerlicher Sicht. Gingen doch tatsächlich über 11 Mio. Dollar der Gewinne anschließend an den Fiskus.
Keine »personal income tax«
Das allerdings in durchaus unterschiedlicher Höhe. So zahlte der Sieger John Cynn als Bewohner des Bundesstaates Illinois von seinem 8,8 Mio. Dollar hohen Gewinn 3,86 Mio. Dollar an Steuern, sprich 43,9%. Tony Miles aus Florida musste dagegen »nur« 38,8% beziehungsweise 1,94 Mio. Dollar von seinem 5 Mio. Dollar Gewinn abgeben, der Texaner Michael Dyer zahlte 1,45 Mio., also 38,7%, von seiner 3,75 Mio. Dollar hohen Börse an Uncle Sam. Der Grund ist natürlich die fehlende »personal income tax« im Sunshine State und im »Lone Star State«. Die prozentual niedrigste Abgabe fiel übrigens bei Artem Metalidi an: Der Ukrainer trat mit 243.750 Dollar nur 19,5% seines Gewinnes ab.

Ist Glückspiel nicht steuerfrei?
Nun werden Sie sich vielleicht wundern: »Sind Gewinne aus Glückspiel nicht generell steuerfrei?«. Tatsächlich ist diese Frage beinahe so alt wie die Casinos selbst. Und wegen der boomenden Online-Szene aktuell wie nie. Der Zugang zum Glücksspiel ist schließlich einfacher denn je – das Internet macht’s möglich.
Die Antwort lautet: Es hängt ganz davon ab, in welchem Land Sie leben. In Deutschland entscheidet die Regelmäßigkeit: Wer nur sporadisch spielt, dem wird kein professionelles Handeln unterstellt. Wenn ein Hobby-Spieler in Deutschland beim Roulette eher zufällig gewinnt, bleibt sein Gewinn steuerlich außen vor. Steuern zahlen muss er dann nur auf die Erträge aus seinem Gewinn, etwa Zinsen. Anders sieht es bei Spielern aus, die mit System spielen und regelmäßige Gewinne erwirtschaften. Ab einem gewissen Betrag wird das Finanzamt hellhörig – und von da an ist es bis zum steuerpflichtigen Einkommen nicht mehr weit.

Poker ist keine Glückssache
Dies gilt insbesondere beim Poker. Poker-Spieler werden nicht müde zu betonen, dass Poker keine Glückssache sei, sondern nur vom Können abhänge. Schließlich wird nicht gegen die Bank gespielt, sondern gegen andere Spieler. Doch wenn Glück kein Faktor ist, sind die Gewinne folglich ebenfalls keine Glückssache – und müssten deswegen eigentlich versteuert werden. Aktuell fallen einmalige Poker-Gewinne in »Good Old Germany« dennoch unter die Glücksspiel-Regelung. Das liegt vor allem daran, dass allein mit Glück ebenfalls Gewinne möglich sind – wenn auch eher selten. Professionelle Spieler hingegen, die jährlich bei Groß-Events wie eben der WSOP auftreten und dort Gewinne einfahren, müssen diese beim Finanzamt anmelden und entsprechend Steuern abführen (derzeit gilt eine Abgeltungsteuer von 25 Prozent). Dazu kommen dann noch Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer. Was ja letztlich nicht ohne eine gewisse Ironie ist…
W2-G – Steuerformular
Für Amerikaner sieht die Sache anders aus. Sie müssen generell eine »flat tax« von 25 Prozent auf Spielgewinne über 1.200 Dollar (beim Pferderennen über 600 Dollar) und bis 5.000 Dollar entrichten. Bei Gewinnen darüber hinaus greift die jeweilige Einkommenssteuerklasse. Wer den Jackpot an einer »Slot Machine« gewinnt, darf damit rechnen, dass das Casino automatisch 25 Prozent einbehält und dem Glückspilz direkt ein »W2-G«-Steuerformular (»Certain Gambling Winnings«) in die Hand drückt.

Tourist in Las Vegas
Nehmen wir nun mal theoretisch an, Sie kommen als Tourist nach Las Vegas und freuen sich beim Black Jack über einen hübschen Gewinn – müssten Sie dann als Deutscher in den USA Steuern zahlen? Oder tritt möglicherweise das deutsche Finanzamt auf den Plan? Durch das Doppelbesteuerungsabkommen (dafür brauchen Sie eine US-Taxnummer) sind deutsche und österreichische Amateurspieler in US-Casinos tatsächlich nicht steuerpflichtig, Schweizer aber schon.
Achtung: Das Steuerabkommen gilt wegen ihres besonderen Status nicht in den »Native American – Casinos«. Dass heißt, dass zum Beispiel in den vier Seminole Casinos in Florida und dem Miccosukee Resort & Gaming in Miami eine »flat rate tax« von 30 Prozent bei »U.S. Nonresidents« fällig wird. Auszufüllen ist dabei das Steuerformular 1040NR. »Nonresident Aliens« können ihre Spielverluste übrigens auch nicht von der Steuer absetzen (ausgenommen davon sind Kanadier, mit denen es ein besonderes Abkommen gibt …).
Ganz schön kompliziert also!
Auch bei der Definition, was ein Glücksspiel ist und was nicht, gibt es rechtliche Unterschiede zwischen einzelnen Ländern. So gilt Backgammon in Deutschland als Glücksspiel, in den USA jedoch nicht. Mein Rat: Gerne mal während Ihres Florida-Urlaubs ein bisschen Casino-Luft schnuppern – aber Ihr Reisebudget ansonsten lieber für gutes Essen und tolle Ausflüge einsetzen!