Full Cooperation

Die lästigste Behörde der Welt

Um die Steuermoral der Deutschen ist es bekanntermaßen nicht besonders gut bestellt. Steuervermeidung und Steuerhinterziehung sind immer eine Frage der Gelegenheit, die Diebe macht. Und sicher auch eine der »Vorbilder«.

Wenn prominente Unternehmer, Künstler oder Sportler ihr Geld an ihrem Wohnsitz in Österreich, der Schweiz oder Monaco versteuern, dann fördert das beim Durchschnittsbürger vermutlich nicht gerade die Bereitschaft, die Putzfrau anzumelden. Ein ehemaliger deutscher Steuerfahnder formulierte es jüngst so: »Steuerhinterziehung ist in Deutschland ein Volkssport, das fängt beim Taxifahrer an, der gegen ein Trinkgeld seinen Preis auf dem Beleg verdoppelt, und hört beim Kellner auf, der einem Unternehmer den Beleg aufdrängt, obwohl der erkennbar seiner Geliebten gegenübersaß.«

Italienische Steuervermeidung

In Italien gehört die beherzte Steuervermeidung ja seit jeher gewissermaßen zur Folklore: In der Bar gibt es die ersten Male noch eine Quittung. Aber kaum ist man Stammkunde, geht das Geld schwarz in die Kasse. Das Gleiche beim Frisör oder beim Umgang mit Handwerkern. Scheint irgendwie zur mediterranen Wesensart zu gehören – charmant, ein wenig augenzwinkernd und immer auch ein bisschen subversiv.

Steuerehrlichkeit USA

Jeder, der länger in den USA lebt, macht aber die Erfahrung, dass auch hierzulande viele Dienstleister und Handwerker zwei verschiedene Preise anbieten: mit oder ohne Quittung. Mit der Steuerehrlichkeit ist es also auch hier nicht weit her – und das, obwohl die Steuern deutlich niedriger sind als anderswo. Professor James Alm von der Tulane University in New Orleans sucht seit Jahren nach Wegen, um die Steuermoral zu verbessern. Bei Experimenten stieß er auf das probateste Mittel: die Angst, bloßgestellt zu werden. »In den USA sind soziale Normen noch sehr ausgeprägt. Die Androhung der Bloßstellung hat hier einen signifikanten Effekt – die Steuerehrlichkeit steigt um zehn bis 15 Prozent.«

Steuern ehrlich zahlen?

Und was bringt Menschen sonst noch dazu, Steuern ehrlich zu zahlen? Laut Professor Alm spielen Strafen tatsächlich eine entscheidende Rolle. Wenn Menschen wissen, dass ihnen keine Strafen drohen, werden viele keine Steuern zahlen. Gut belegt sei aber auch, dass die Steuermoral steigt, wenn Menschen glauben, das Geld werde für etwas Sinnvolles verwendet. Deshalb sei Vertrauen in Regierungen so wichtig. Leute hielten sich auch eher an die Regeln, wenn es andere, Nachbarn oder Freunde, ebenfalls tun. Soziale Normen spielen also eine Rolle. Nachweisbar, wenn auch weniger deutlich sei schließlich, dass die Zahlungsmoral steigt, wenn Steuerbehörden Menschen nicht wie Verbrecher, sondern wie Kunden behandeln. Die Schweiz macht sich dass zunutze, indem sie sich jedes Jahr per Schreiben bei ihren Bürgern für den entrichteten Steuerobolus bedankt.

Steuermoral

Und wie wirken sich Fälle auf die Steuermoral aus, in denen aufgedeckt wird, dass Konzerne über Jahrzehnte fast keine Steuern bezahlt haben – etwa wie im Fall von Apple, Facebook oder Amazon? Laut Befragungen zeigt sich, dass ein Unterschied zwischen Individuen und Konzernen gemacht wird. Die Steuertricks der Großkonzerne werden als legal empfunden – sie haben schließlich nur gesetzliche Möglichkeiten genutzt, um ihre Steuerlast zu senken. Anders verhält es sich bei wirklich reichen Menschen, die ein sehr hohes Einkommen haben, aber keinen Cent Steuern bezahlt haben. Das zerstört die soziale Norm, wonach es notwendig ist, Steuern zu bezahlen. Professor James Alm: »Solche Geschichten zerstören das Gefühl, dass es fair zugeht in der Gesellschaft.«

Respekt vor dem Internal Revenue Service

Ich persönlich habe einen ganz einfachen Grund, pünktlich meine Steuern zu zahlen (und meine Mandaten zu selbigem anzuhalten): der grenzenlose Respekt vor dem Internal Revenue Service. Generell gibt man sich bei der Steuerbehörde durchaus kundenfreundlich: Besuchern der Website werden Tipps erteilt, man kann dem Amt auf Twitter und Facebook folgen. Und in zahlreichen Videos auf YouTube erläutern IRS-Mitarbeitende, was man als US-Bürger bei der Steuerdeklaration beachten sollte und wie man seine Rückzahlungen am einfachsten abwickelt. Doch hinter dieser netten Fassade verbirgt sich eines der gefürchtetsten Ämter der Welt. Dank des IRS sind schließlich schon legendäre Gangsterbosse wie Al Capone hinter Gittern gelandet: Während dem Mafioso nie ein Mord oder Mordauftrag nachgewiesen werden konnte, schaffte es die Steuerbehörde, ihn wegen Steuerhinterziehung für elf Jahre in den Knast zu bringen.

Seit 1913

Den IRS gibt es seit 1913. Den 73 500 Angestellten steht ein Jahresbudget von 11,7 Milliarden Dollar (Stand 2018) zur Verfügung. Zu seinen Aufgaben gehören neben der Erhebung von Steuern auch die Ermittlungen in Steuerstrafsachen. Dafür gibt es die Abteilung »Criminal Investigation«. Diese verfügt über untersuchtungsrichterliche Kompetenzen, kann also von sich aus ermitteln, strafrechtlich verfolgen – und die Konsequenzen ziehen.


Sollte bei Ihnen mal ein Brief des IRS eintreffen, sollten Sie diesen auf keinen Fall irgendwo in der Schreibtischschublade oder unter einem Stapel Zeitschriften verschwinden lassen. Meiner Überzeugung nach wendet man im Umgang mit der Steuerbehörde am besten sofort die Taktik »full cooperation« an – vollständige Zusammenarbeit. 

Allure Accounting exklusiver Newsletter

Kontakt

Bonita Springs, Florida3665 Bonita Beach Rd SW
Bonita Springs, FL 34134
T: +1 (239) 992 3355F: +1 (239) 992 1669

Unsere Partner

Dr. Beckmann Nordmann Meyerz. Hd. Allure Accounting, Inc.
Ulmenstrasse 21
22299 Hamburg
T: +49 (40) 8740 9952
Wischis Florida HomeAttn: Allure Accounting, Inc.
415 Cape Coral Parkway W
Cape Coral, FL 33904
T: +1 (239) 992 3355