Milliardäre höher besteuern?

Wie Corona die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnet

Bei uns in Amerika kursiert derzeit ein Witz, der eigentlich nicht wirklich lustig ist: Wer einen Corona-Test will, muss einem reichen Menschen ins Gesicht husten. Das Virus an sich unterscheidet zwar nicht zwischen arm und reich, aber die Armen und die Reichen scheiden sich am Virus. Es gibt sozusagen zwei Pandemien: Eine tödliche für die Unterschicht – und eine profitable für die obersten 0,01 Prozent. Das macht viele Menschen nicht nur neidisch, sondern ausgesprochen wütend.

36 Millionen Amerikaner derzeit ohne Job

Zwar stehen 36 Millionen Amerikaner derzeit ohne Job da, werden die Schlangen vor den Armenspeisungen immer länger, und die Nothilfe für kleine Firmen brach innerhalb von Tagen zusammen. Gleichzeitig enthielt das amerikanische Notpaket Extrageschenke nur für Wohlhabende, zum Beispiel Steuervorteile nur für Firmen mit mehr als 25 Millionen Dollar Umsatz im Jahr und für privilegierte Haushalte die mehr als eine halbe Million im Jahr einnehmen. Das unparteiische »Joint Committee on Taxation«, ein gemeinsamer Ausschuss des US-Kongresses, in dem fünf Mitglieder des Senats und fünf des Repräsentantenhauses sitzen, hat ausgerechnet, dass 80 Prozent der Steuervorteile aus dem amerikanischen Corona-Paket Leuten zugute kommen, die mehr als eine Million im Jahr verdienen. »Applaus für unsere Krankenpfleger und Feuerwehrleute ist schön«, schimpfte New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo denn auch, »aber noch schöner wäre es, sie angemessen zu bezahlen.«

Krisengewinnler

Keine Frage: Unsere Milliardäre sind Krisengewinnler. Sie haben ihr Vermögen seit Beginn der Pandemie um etwa 10 Prozent oder umgerechnet um mehr als 300 Milliarden Dollar vermehrt und besitzen nun gemeinsam mehr als 3,2 Billionen Dollar. Jeff Bezos hat seit dem 1. Januar über 25 Milliarden mehr auf dem Konto. Erfreulich für ihn, aber gleichzeitig hat Amazon im letzten Jahr einen Steuersatz bezahlt, von dem der Normalo nur träumen kann – 1,2 Prozent für 13 Milliarden Dollar Gewinn. Derweil packen Amazon-Arbeiter Pakete im Akkord und beschweren sich, dass in den Lagerhäusern Zeit und Geld fehlen, die Corona-Schutzmaßnahmen umzusetzen.

Tesla-Chef Elon Musk steht derweil ein Bonus von 700 Millionen Dollar zu, er hat aber gerade Tausende Arbeiter in unbezahlte Kurzarbeit geschickt und trotz Verbotes einfach seine Fabrik in Fremont wieder in Betrieb genommen, ohne ein schlüssiges Konzept zum Corona-Schutz seiner Belegschaft vorzulegen. 

höhere Besteuerung der Superreichen

Angesichts solcher Ungleichgewichte haben Vordenker wie die Wirtschaftsprofessoren Emmanuel Saez und Gabriel Zucman von der University of California Berkeley schon recht konkrete Ideen für die höhere Besteuerung der Superreichen entwickelt. Was für diese Vorstellungen spricht: Stimmen, die nach einer gerechteren Abgabe rufen, kommen längst schon aus den Reihen der Millionäre und Milliardäre selbst. Investorenlegende und Multimilliardär Warren Buffett beschwert sich seit Jahren, dass der Steuersatz seiner Sekretärin (35,8 Prozent) doppelt so hoch ist wie seiner (17,4 Prozent). Er möchte von Vermögen, die eine Milliarde Dollar und mehr umfassen, konsequent sechs Prozent abzapfen. Auch Investor George Soros, der Hedgefonds-Manager Ray Dalio und der jüngst gescheiterte Präsidentschaftskandidat Michael Bloomberg, etwa 57 Milliarden schwer, fordern eine Vermögenssteuer für das reichste Eintausendstel, weil sie erkannt haben, dass die wachsende Ungleichheit dramatische Folgen hat.

Bitte erhöht unsere Steuern!

Eine der lautesten Stimmen ist die Filmemacherin Abigail Disney, 60, Enkelin des Disney-Mitgründers Roy O. Disney. Einen Teil ihrer geerbten Disney-Millionen setzt sie seit Jahren für soziale Zwecke ein. 2011 trat sie den »Patriotic Millionaires« bei, einer Vereinigung sehr wohlhabender Menschen, die es unanständig finden, dass der Staat ihnen so viele Vorteile verschafft, während viele Amerikaner trotz zwei oder drei Jobs nicht über die Runden kommen. Ihr Slogan: »Bitte erhöht unsere Steuern!«

Als der Disney-Konzern Ende April verkündete, er müsse zwar leider die Hälfte seiner 220.000 Beschäftigten in unbezahlte Kurzarbeit schicken, würde aber trotzdem – wie vereinbart – das 1,5 Milliarden Dollar schwere Bonuspaket für die Chefs auszahlen, empörte sich Abigail Disney in einem Twitter-Thread über diesen »Bullshit« und machte einen Gegenvorschlag: »Die 1,5 Milliarden könnten die Gehälter aller Angestellten für drei Monate zahlen.« CEO Bob Chapek und der bisherige CEO Bob Iger hatten zwar angekündigt, ihre Gehälter ebenfalls zu kürzen, meinten damit aber wohl nicht ihre umfangreichen Bonuspakete. 

Abigail Disney selbst hat schon mehr als die Hälfte ihres etwa 125 Millionen Dollar umfassenden Vermögens gespendet, aber, so ist sie sich sicher, das sei noch nicht genug. »Ehrlich gesagt, wenn du Milliardär bist und nur die Hälfte deines Vermögens verschenken willst, stimmt etwas nicht mit dir. Es ist echt nicht so hart: Gib einfach einen Teil deiner ohnehin üppigen Kompensation ab, vor allem in diesem Jahr.«

So richtig widersprechen mag ich der schwerreichen Mickey-Mouse-Erbin momentan beim besten Willen nicht.

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