Keinen Bock auf Germany

KPMG zu Investitionsverhalten von US-Unternehmen

Ganz ehrlich: Ich habe das Gefühl, dass sich die Weltwirtschaft neu sortieren muss, wenn sich die Corona-Krise erst einmal gelegt hat. Wenn wieder Fragen nach Exportüberschüssen, Handelsbilanzen und Auslandsinvestitionen die Schlagzeilen der Wirtschaftsgazetten beherrschen – und nicht Maskenpflicht und Herdenimmunität. Einen Vorgeschmack, welche neuen Gräben da möglicherweise aufgeworfen wurden, demonstrierte US-Präsident Donald Trump, als er zuletzt heftig gegen die chinesische Regierung in Peking wetterte und mit Konsequenzen drohte. Bis zu neuen Tarifen oder sogar Schadenersatzforderungen scheint es da nur ein kurzer Schritt. Alles ist denkbar.

amerikanisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen

Nicht unwahrscheinlich, dass Staaten wieder anfangen werden, ihr eigenes Süppchen zu kochen und damit die Globalisierung durch COVID-19 einen gehörigen Knacks erfährt. Dass allerdings auch schon vor Corona nicht alles eitel Sonnenschein war – etwa bei den amerikanisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen – verdeutlicht jetzt eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Demnach haben sich US-Konzerne in den letzten Monaten zunehmend vom Standort Deutschland abgewendet – auch ohne Corona.

Warum es keiner gemerkt hat?

Weil die Entscheidung des Elektroauto-Herstellers Tesla, bis zu vier Milliarden Euro in seine geplante Batterie- und Autofabrik nahe Berlin zu investieren, über den grundsätzlichen Trend hinweggetäuscht hat. Als Vorstandschef Elon Musk seine Absicht verkündete, frohlockten nicht nur Lokalgrößen der Gemeinde Grünheide im Landkreis Oder-Spree, sondern Landes- und Bundespolitiker aller Parteien. Der Wirtschaftsstandort Deutschland hatte bewiesen, wie attraktiv er für ein Weltunternehmen wie Tesla sein kann.

Die traurige Wahrheit

Wirklich? Die traurige Wahrheit ist, dass sich amerikanische Unternehmen zunehmend vorsichtiger zum Standort Deutschland äußern. Laut der Umfrage von KPMG unter 100 US-Unternehmen in Deutschland bleibt Deutschland zwar ein interessanter Standort, die Investitionsbereitschaft ist neuerdings aber deutlich gedämpft. Während 2017 noch knapp die Hälfte (47 Prozent) angab, in den kommenden drei Jahren in »Good old Germany« zehn Millionen Euro oder mehr investieren zu wollen, stellen dies jetzt nur noch knapp ein Viertel (24 Prozent) in Aussicht.

Die Gründe

Wer nach den Gründen sucht, warum amerikanische Firmen auf Distanz gehen, bekommt eine Reihe von Antworten. Jedes fünfte befragte Unternehmen sieht die Attraktivität des Standortes Deutschland in Bezug auf Steuern und Abgaben im Vergleich mit den Staaten der Europäischen Union auf einem der letzten fünf Plätze. Auch was Innovationen angeht, hat Deutschland nach Ansicht der Amerikaner viel Luft nach oben. Dazu kommt: Nicht einmal jedes fünfte Unternehmen (17 Prozent) fühlt sich in Deutschland optimal dabei unterstützt, sich neu anzusiedeln – oder mehr zu investieren.

Infrastruktur in Deutschland

Nur noch 60 Prozent der Befragten bewerten die Infrastruktur in Deutschland als eine der besten fünf in der EU – und damit gleich zwölf Prozentpunkte weniger als noch vor zwei Jahren. Die Skepsis liegt im Trend. Die Amerikanische Handelskammer (AmCham) in Deutschland bestätigte die zunehmende Sorge der amerikanischen Unternehmen. Mehr als 2000 US-Firmen beschäftigen hierzulande 296.000 Mitarbeiter. Nach einer Umfrage unter ihren Mitgliedsfirmen erhöhte im vergangenen Jahr nur jedes dritte US-Unternehmen (36 Prozent) seine Investitionen in Deutschland – obwohl zwei von drei Unternehmen ihre Umsätze hierzulande steigerten.

Das Gezänk um Schutzzölle, die hohen Arbeits- und Energiekosten und die als nicht gerade vorbildlich wahrgenommene digitale Infrastruktur mindern die Attraktivität des Strandortes Deutschland. Vor allem aber die Steuern geraten in die Kritik. Zu groß sind die Verlockungen niedriger Steuersätze in den USA samt wachsender Bevölkerung. Ökonomen rechnen vor, dass seit Senkung der amerikanischen Unternehmenssteuern die nominale Steuerbelastung in Deutschland inzwischen rund 20 Prozentpunkte höher liegt als in den USA. Hinzu kommen Erleichterungen bei Abschreibungen oder bei Lizenzeinnahmen für Firmen mit Sitz in den USA.

Senkung der Körperschaftssteuer

Seit Senkung der Körperschaftssteuer von 35 auf 21 Prozent sparen nicht nur amerikanische Unternehmen, sondern auch ausländische mit starkem US-Geschäft viel Geld: Für BMW und Daimler ergaben sich Entlastungen von gut einer Milliarde Euro. Solche Vorteile gibt es für die amerikanischen Unternehmen in Deutschland nicht. Dass sie dennoch ihren Umsatz steigern konnten, spricht für ihre Dynamik. Insgesamt beschäftigten die 50 nach Umsatz größten US-Unternehmen in Deutschland zum Abschluss des vergangenen Geschäftsjahres 278.000 Mitarbeiter. Das waren gut 6300 mehr als im Jahr davor. Die Top 50 erwirtschafteten einen Gesamtumsatz von 177 Milliarden Euro – 5,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Mit 21,1 Milliarden Euro setzte der Autobauer Ford so viel in Deutschland um wie kein anderes amerikanisches Unternehmen. Auf Platz zwei folgt der Online-Händler Amazon, der in Deutschland 16,9 Milliarden Euro umsetzte.

Welche Auswirkungen die Corona-Krise auf die Bereitschaft amerikanischer Unternehmen hat, in Deutschland zu investieren, ist jetzt überhaupt noch nicht abzusehen. Ich fürchte aber, dass der negative Trend sich so schnell nicht umkehren wird. 

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