
Zu billiges Stromern?
Sollen E-Auto-Fahrer in Zukunft extra zahlen?
Hatten Sie schon Gelegenheit, in einem Tesla, einem BMW iX3 oder einem Nissan Leaf zu fahren? Ich bin immer schwer beeindruckt vom Fahrspaß, den E-Autos bieten. Es gebe eine ganze Reihe technischer Besonderheiten, so erklärt mir mein Technik-affiner Mann, die die Stromer zu echten Beschleunigungswundern machen, wenn die Ampel an der Kreuzung auf Grün schaltet. Das gelingt unter anderem, weil das maximale Drehmoment von E-Autos beim Beschleunigen aus dem Stand beinahe sofort komplett verfügbar ist.
Auch US-Präsident Joe Biden hatte sichtlich Spaß, als er jüngst am Steuer eines Ford F 150 mit Elektro-Motor saß. Einmal kräftig Gas geben und schneller unterwegs als gedacht – unter dem Gelächter der Zuschauer. Der F 150, ein Pickup Truck, ist das meistverkaufte Auto in den USA.

F 150 Electric
Dass Ford diesen demnächst als E-Auto auf den Markt bringt, ist für Biden eine gute Nachricht. Denn: »Die Zukunft der Automobilindustrie ist elektrisch«, so der Präsident im Auto-Mekka Michigan. Biden will, dass auf US-Straßen möglichst bald möglichst viele Autos abgasfrei unterwegs sind – damit er sein Ziel erreichen kann, bis 2030 den Ausstoß an Klimagasen zu halbieren.
Doch wer sich für ein E-Auto oder einen Plug-in-Hybrid entscheidet, wird feststellen, dass Sprit zu sparen tatsächlich etwas kosten kann in den USA. Fast 30 Staaten haben sich nämlich dafür entschieden, für Stromer eine Sondersteuer oder Gebühr einzuführen. Denn: Wer nicht tanken muss, zahlt auch keine Benzinsteuer – und die Benzinsteuer wird verwendet, um Straßen und Brücken instand zu halten. Eine Extra-Steuer für E-Autos sei eine Frage der Gerechtigkeit, findet zum Beispiel auch Andrew Learned, demokratischer Senator bei uns in Florida. Jeder müsse seinen Anteil zahlen, ob er nun einen 90.000 Dollar teuren Tesla oder einen 20.000 Dollar teuren Benziner fährt.

Benzinsteuer USA
Die Benzinsteuer setzt sich aus unterschiedlichen Komponenten zusammen. Die Bundesregierung in Washington kassiert seit Jahren unverändert etwa vier Cent pro Liter. Florida packt weitere sieben Cent obendrauf. Das bringt dem Staat jährlich rund vier Milliarden Dollar. Wird weniger getankt, fehlt es an Geld für die Infrastruktur. Senator Learned und andere wollen deshalb, dass E-Autos in Florida jährlich eine Extra-Gebühr von 134 Dollar zahlen. Der Staat Oklahoma hat sich ein anderes Modell überlegt. Hier werden drei Cent pro Kilowattstunde an bestimmten Ladestellen fällig. Außerdem müssen jährlich 109 Dollar gezahlt werden, um das Fahrzeug in Oklahoma registrieren zu lassen. Plug-In Hybride kosten weniger.
Auch auf Bundesebene wird laut darüber nachgedacht, die Besitzer von E-Autos um eine Art Infrastrukturabgabe zu bitten. »Im Moment sind sie Trittbrettfahrer, denn sie bezahlen keine Benzinsteuer«, findet Senatorin Susan Collins von den Republikanern. Sie möchte damit das große Infrastrukturpaket des Präsidenten zu finanzieren helfen.
Doch Bidens Regierung ist offenbar entschlossen, das zu verhindern. Sondersteuern passen nicht zu ihren Plänen, E-Autos zu fördern. Auch die Benziner sollen im Übrigen umweltfreundlicher werden. Zuletzt schlug die Umweltbehörde EPA vor, dass Neuwagen ab 2026 nur noch rund 4,5 Liter verbrauchen sollen. Zum Vergleich: der F 150 Pickup schluckt derzeit satte elf Liter.